Fassadengestaltung: Peter Sandbichler
In umgekehrter Referenz an das von Adolf Loos entworfene „Haus ohne Augenbrauen“ am Michaelerplatz (1910) rekonstruiert die künstlerische Intervention von Peter Sandbichler die gründerzeitliche Fassade des Hauses Mariahilferstraße 1 in einer zeitgenössischen Formensprache und mit innovativer Bautechnologie.
Das Haus Mariahilferstraße 1/Getreidemarkt 17 aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war ursprünglich mit einer besonders reizvollen gründerzeitlichen Fassade ausgestattet, die das Stadtbild mit ihrem Reichtum an Struktur und dem Spiel von Licht und Schatten bereicherte. Dieser Schmuck wurde nach einem massiven Bombentreffer im 2. Weltkrieg und den daraus resultierenden Sanierungen komplett abgeschlagen und bei seiner letzten Adaptierung in einer minderwertigen Ausführung nur halbherzig nach dem historischen Vorbild appliziert.
Als Gegenbewegung zu dieser Abwertung wurde mit dem neuen Dachaufbau ein starkes zeitgenössisches Signal gesetzt, das vor allem auch durch die Lichtskulptur „TOMORROW“ von Arnold Reinthaler dem Gebäude an exponierter Stelle zwar einen angemessenen Status verleiht, aber relativ abgehoben vom Stadtraum auf seinem Sockel thront.
Die Arbeit gibt dem VARTA Haus sein „ursprüngliches Gesicht“ zurück, indem es den historischen und den zeitgenössischen Gebäudeteil durch eine skulpturale Intervention auf der gesamten Fassadenfläche miteinander verbindet.
Der künstlerische Entwurf übersetzt die dokumentierte Fassade aus dem Jahr 1868 in ein System orthogonaler Elemente. Unter Beibehaltung der historischen Höhen und Tiefen werden die Flächen an den Kanten gekappt. Dadurch erhält das Gebäude die für diesen gründerzeitlichen Häuserstil typische plastische Wirkung zurück. Aus der Nähe zeigt sich die eigenständige formale Komposition, die in ihrer Interpretation sowohl in Anlehnung an den futuristischen Dachaufbau als auch für die inhaltliche Ausrichtung des Unternehmenszwecks offen ist.
Peter Sandbichler ist ein österreichischer Künstler. Er lebt und arbeitet in Wien. 1995 stellte er im Österreichischen Pavillon auf der Biennale di Venezia aus. Er arbeitet im Bereich Skulptur, Objektkunst, Medienkunst und Installationen.